Christoph Hanses hat für Werder Bremen im Europapokal der Landesmeister (heute Champions League) gespielt. „Aber beim SV Meppen war für mich die schönste, die emotionalste und nachhaltigste Station meines Lebens“, sagt der Offensivspieler, der heute 60 Jahre alt wird.
Für die Blau-Weißen hat Hanses unter den Trainern Rainer Persike und Horst Ehrmantraut von 1990 bis 1992 in 36 Pflichtspielen sieben Treffer erzielt. In der ersten Saison kam er zu 29 Einsätzen, in denen er sieben Tore schoss. Er traf gleich beim ersten Spiel gegen den TSV Havelse zum 2:0. Wegen dauerhafter Kniebeschwerden beendete Hanses 1992 seine Profi-Laufbahn.
Werder Bremen holte den talentierten und quirligen Angreifer 1982 vom TSV Dörverden. Drei Jahre später wurde er mit den Hanseaten Deutscher Amateurmeister nach einem 3:0 im Finale gegen den DSC Wanne-Eickel. Mitspieler waren Dirk Lellek, Dieter Eilts und Frank Ordenewitz. Trainer Karl-Heinz (Kalli) Kamp, erinnert sich Hanses, habe später gesagt, „du konntest Haken schlagen, wir hätten sich zum Nationalspieler gemacht“. Als der schnelle Fußballer mit dem guten Ballgefühl zu den Werder-Profis kam, zeigte Coach Otto Rehhagel bei einem Vergleich mit dem Dänen Allan Simonsen (Borussia Mönchengladbach, FC Barcelona) Perspektiven auf.
Doch es blieb von 1986 bis 1990 bei sechs Pflichtspiel-Einsätzen für die Profis. Highlight war das Duell im Europapokal der Landesmeister beim AC Mailand am 15. März 1989. Bei der 0:1-Niederlage vor 71.200 Zuschauern wurde Hanses für Uli Borowka eingewechselt. Für die Italiener traf der Niederländer Marco van Basten. Zu dessen Team zählten auch Ruud Gullit, Frank Rijkard, Carlo Ancelotti, Paolo Maldini, Franco Baresi, Roberto Donadoni. Die Partie endete für Hanses tragisch: „Plötzlich ein lauter Knall, die Achillessehne war gerissen.“
1990 folgte er seinem ehemaligen Mitspieler Frank Klobke zum SVM. „Meppen war nicht der Nabel der Fußballwelt. Menschlich und auch fußballerisch war es für mich aber Champions League“, erklärt Hanses im Rückblick. „Meine Frau Silvia und ich sind in diesen zwei Jahren überzeugte Emsländer geworden. Es ist kein Zufall, dass wir viele freundschaftliche Verbindungen haben.“ Mindestens zwei- bis dreimal im Jahr trifft er sich mit einer Gruppe ehemaliger Mitspieler. Gerade erst waren Martin van der Pütten und Robert Thoben zu Besuch in Fischbeck bei Hameln. Thoben ist der Pate von Tobias Hanses. „Der große Thobi und der kleine Tobi“, lacht der dreifache Familienvater Christoph Hanses.
Besonders in Erinnerung geblieben ist Hanses aus der Zeit beim SVM das Saisonfinale 1991. Nach dem 1:1 vor 15.000 Zuschauern gegen Hannover 96 mussten die Emsländer auch nach dem Schlusspfiff noch um den Klassenerhalt bangen. Denn bei einem Sieg von Darmstadt bei Schalke 04 wäre Meppen abgestiegen. Da die Partie in Gelsenkirchen minutenlang unterbrochen war, mussten sich die Emsländer gedulden. Nach der erlösenden Meldung vom Schalker 1:0-Sieg folgte eine lange Party-Nacht. Gefeiert wurde auch bei Hanses im Garten an der Widukindstraße. Für Unterhaltung sorgte die überraschend dazu gekommene Emmelner Musikkapelle. „Das gibt es nur in Meppen.“
Hanses kam danach wegen seiner Knieprobleme, die ihn die gesamte Karriere begleiteten, beim SVM kaum noch zum Zug. 1992 ließ er sich reamateurisieren. „Mein Problem grundsätzlich war mein Körper. Wenn man die Leistung nicht abrufen kann, die man theoretisch könnte.“
„Wir wären gern im Emsland geblieben“, sagt der Fußballer, der kurz auch beim VfL Herzlake im Gespräch war, aber nach dem Angebot, in Hameln eine Lehre als Bankkaufmann zu machen, ins Weserbergland zog. Bei Preußen Hameln spielte er zusammen mit seinem Bruder Matthias sowie dem Ex-Hannoveraner und -Schalker Bernd Dierßen. 1993 feierte das Team aus der Rattenfängerstadt den Aufstieg in die drittklassige Oberliga Nord. Seine Laufbahn beendete Hanses endgültig beim Landsligisten Halvestorf.
Bildquelle: Christoph Hanses
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